Biciklim

Nummer 3 von den 4 Velos, die ich meinem Bruder in Budapest gebaut habe...

Portrait

Gabor ist Kumpeltyp und Velochirurg in einer Person. Fachkompetent und mitfühlend berät er die Gäste, die sich in seiner gemütlichen Werkstatt einfinden. Schnell schwappt seine Begeisterung auf die Zuhörer über. Doch wenn es ernst wird, setzt er seine Arbeitsinstrumente präziser und bestimmter ein als die Herzchirurgen in der unweit gelegenen Insel.

Gabor kommt ursprünglich aus Ungarn. Nach ersten Stürzen und darauf folgendem Hochgefühl auf dem Zweirad, fuhr er auf immer schnelleren Modellen über den Asphalt. Wegweisende Erfahrungen hat er als Velokurier in Budapest gesammelt, wo er während einem Erasmusjahr neben dem Studium seine Strassen- und Fachkenntnisse erweiterte. In Fribourg hat Gabor ein Masterstudium in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen. Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer spielt er dienstags Bike Polo oder fährt und organisiert immer wieder “Alleycat“ Rennen für Kuriere und Spassradler. Als Mahamaya Fixpress Kurier belieferte er die Feinschmecker in Bern. Während diesen vier kulinarischen Jahren war er ausschliesslich mit dem Starrlauf unterwegs und kann seitdem diese Art von lautlosem Muskel- und Kardiotraining nicht loslassen. Bis heute wurde er nie von einem Elektrofahrrad überholt.

Philosophie

In der absatzorientierten Velobranche wird hauptsächlich Neumaterial eingesetzt, was eine gewaltige Materialverschwendung verursacht. Gabor geht einen anderen Weg. Wann immer möglich zieht er gut erhaltene Vintage-Teile gegenüber Neumaterial vor. Alte Ware erhält neuen Wert.

So werden alte Retro-Stahlrahmen mit intakten Komponenten ausgestattet, Vintage-Teile mit neuen Modellen kombiniert, abgewetzte Rahmen mit frischer Farbe überzogen. Und bevor ausgediente Teile auf dem Werkhof landen, entstehen daraus fantasievolle Gebrauchs- und Dekorationsobjekte (Recycling).

Gabors Philosophie basiert auf Velo-Romantik, aber auch auf rationalen Gründen. Im Vergleich zum teuren Neumaterial ist intakte Altware zuverlässiger und stabiler. Mit seiner Philosophie umgeht er die geplante Obsoleszenz und hinterlässt einen minimalen ökologischen Fussabdruck.